Seit meinem letzten Blog sind nun über 5 Wochen vergangen und meine Auszeit ist auch zu Ende. Die Zeit verging im Flug – ich habe viel erlebt.
Die Auszeit war dazu da, um mich vor allem mental zu erholen. Davor war ich seit Beginn 2020 in einem Hamsterrad, das sich weiter gedreht hätte. Rückblickend hatte ich bereits in meinem letzten Blog festgestellt, dass es VIER Wochen gedauert hat, bis ich in meiner Auszeit angekommen war. Im zweiten Teil meiner freien Zeit hatte ich allerdings jedes Wochenende etwas anderes vor.
In Maxdorf finishte ich am 12.06. meine 6. Mitteldistanz und brachte ein weiteres Ergebnis in die Rhein-Neckar-Cup-Wertung ein. Der Tag war sehr heiß, was mir leider so gar nicht in die Karten spielte. Auch wenn es fünf Rennen im Cup gibt und die drei besten Ergebnisse zählen, war von Anfang an klar, dass ich wegen Terminüberschneidungen nur bei drei Rennen starten kann. Um ehrlich zu sein machte ich mir aber bereits im Vorfeld keine Illusionen, dass ich da große Erfolgschancen hätte. Für mich ist es der Reiz zu sehen, wo ich aktuell stehe. Das letzte Ergebnis sollte ich dann am 17.07. in Heidelberg einbringen aber dazu später mehr.

Am verlängerten Wochenende danach stand neben dem Junggesellinnenabschied meiner Schwester das Traubenblütenfest an. Als Westhofener bin ich mit dem Fest aufgewachsen und es war mir eine Herzensangelegenheit wieder Teil zu sein. Dieses Mal war ich an drei von vier Tagen als Helfer im Einsatz. Montag – dem letzten Tag des Festes – konnte ich dann den Tag der Einheimischen in der „Kellergass“ bis in die Morgenstunden feiern. Es tat gut viele bekannte Gesichter zu sehen und mich mit ihnen zu unterhalten. Den Spagat aus Training tagsüber und Helfereinsatz/Besuch auf dem Fest am Abend habe ich sehr gut gemeistert. Aber es war auch anstrengend.
Gut, dass erstmal über eine Woche nichts Besonderes auf dem Plan stand. Ich nutzte es um wieder runter zu kommen und mich gewissenhaft auf meinen Staffelstart in Roth vorzubereiten.
Über das Wochenende in Roth könnte ich allein mehrere Seiten füllen. Für mich ist es wie ein Festival – vielleicht sogar das Woodstock des Triathlons. Angefangen habe ich mit einen kleinen Streckencheck beim Kanalschwimmen am Freitag. Dabei war das Wasser mit über 23 Grad deutlich wärmer als die Außentemperatur. Das Wetter dachte ich sich nämlich: „Ich tue den Triathleten einen Gefallen und kühle heute mal das Wasser nochmal ordentlich ab, dass am Wettkampftag mit Neopren geschwommen werden darf.“ So war es den ganzen Tag keine 20 Grad und kalte Regenschauer sorgten für weitere Abkühlung. Wie schon im letzten Jahr nutzte ich den Tag für einen ausgiebigen Messebesuch. Samstag nutzte ich die Zeit bis zur Wettkampfbesprechung für eine kleine Runde auf dem Radkurs. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit meiner Triathlon Podcast Staffel und weiteren ehemaligen Podcast Gästen ging es dann auch schon ins Bett. Der Renntag für mich als Staffelschwimmer begann für mich erst um 9:10 Uhr, sodass ich davor schon erste Blicke aufs Profirennen erhaschen konnte. Mit zunehmender Tageszeit wurde es immer heißer und ich war schon bei meinem Warm-Up froh, dass ich nur schwimmen musste. Dank der Hilfe meines Staffelradfahrers konnte ich das Anziehen des Neoprenanzugs bis auf 5 Minuten vor dem Start hinauszögern und vermied unnötigen Hitzestress. Es war wahrscheinlich einer von vielen kleinen Mosaiksteinchen, der mich dann nach 68 Min mit neuer Bestzeit über die 3,9 Km (5min schneller als im Vorjahr) aus dem Wasser steigen ließ. Mit einem Sprint übergab ich den Staffelstab an meinen Radfahrer Chris. Nun begann der „entspannte“ Teil des Tages: das Zuschauen und Supporten“. Wobei bei den mittlerweile geknackten 30 Grad auch das anstrengend wurde. Chris konnte seine Erwartungen erfüllen und gab nach einer Radzeit von 5:05 Std an Daniela, die den abschließenden Marathon in der Hitze Roths laufen durfte. Als sie bei km 30 wie ein Uhrwerk bei mir vorbei lief, war mir klar, dass wir unser Ziel als Staffel unter 10 Std zu bleiben sehr wahrscheinlich schaffen. Das Beste kommt zum Schluss: der Zieleinlauf. Gemeinsam durften Chris und ich mit Daniela in Zielstadion einlaufen und die Atmosphäre genießen. Erst ein paar Minuten später stellten wir fest, dass wir mit 9:41 unser Ziel weit übertroffen hatten. Wir feierten noch etwas zusammen ehe wir uns dann völlig erschöpft und freudestrahlend voneinander verabschiedeten. Es war auf jeden Fall gut, dass ich noch eine Nacht geblieben bin. So konnte etwas ausgeruhter die Heimreise antreten.

Am Freitag den 8.07. löste mein Papa dann sein Geburtstagsgeschenk aus 2020 ein und wir fuhren früh morgens zur Planche des Belle Fille dem Etappenzielort der 7. Tour de France Etappe in der Nähe von Belfort in den Vogesen. Wir parkten unten im Tal, sodass ich die Gelegenheit nutzte und den Schlussanstieg selbst mit meinem Rennrad erklimmen wollte. Das ging auch sehr gut bis mich 1 km vor dem Ziel ein Gendarm nicht mehr weiterfahren lies. Nach kurzem Orientieren drehten wir rum und suchten uns ein Plätzchen an dem wir dann 6 Std auf die Fahrer warteten. Langweilig wurde es uns nicht. Es herrschte reger Betrieb. Der Berg war voll mit Zuschauern, die sich mal mehr und mal weniger lautstark die Wartezeit verkürzten. Wunderbar, dass dann nach der Werbekarawane mit Lennard Kämna ein deutscher Fahrer als erstes bei uns vorbei kam. Auch wenn es von uns nur noch 1,5 km bis zum Ziel waren, war mir beim Blick auf die Uhr schnell klar, dass die 30 Sekunden auf die Favoritengruppe um den späteren Etappensieger Tadej Pogacar nicht reichen werden. So kam es, dass er tatsächlich 100 m vor dem Zielstrich überholt wurde. Da auch für die Teams der Berg zu voll war, standen die Teambusse im Tal und unsere Rückfahrt mit dem Rad zum Auto konnten wir Seite an Seite mit den Profis gestalten. Auch wenn sie deutlich schneller als wir hinab gefahren waren, so war es doch ein coole Gefühl sich die Straße mit ihnen zu teilen.

Sonntag war dann die Taufe von Kais Sohn. Das war auch für mich die letzte Gelegenheit während meiner Auszeit mit meinen engsten Freunden nochmal Zeit zu verbringen. Der Tag war wundervoll, sodass ich mit vollen Tanks aus der Auszeit gehen konnte.
In der letzten Woche standen dann nämlich Umzugsvorbereitungen an. Als wäre das nicht genug, hatte ich im Vorfeld genau auf den Umzugstag noch die Teilnahme am Heidelbergman gelegt. Grund genug schon Wochen vorher zu planen, dass ich erstmal nur das nötigste einpackte und die Möbel nachkommen. Da sich auch die Wohnungssuche in München sehr schwierig gestaltete, tat ich mich mit David und Niklas zusammen. Wir wollen eine WG im Münchner Süden gründen. Bis es soweit ist, komme ich bei ihnen in Kirchdorf a.d. Amper unter. Der Pendelweg ist nicht wesentlich länger als zu Freisingzeiten und das Ende ist ja auch in Sicht sobald wir eine Wohnung haben.
Aber davor stand mit dem Heidelbergman noch mein letztes Rennen im Rhein-Neckar-Cup an:
Irgendwie war es bei der morgendlichen „Hitze“ doch mehr Freude als Bange als das „Neo-Verbot“ verkündet wurde. So hatte ich wenigstens bis zum Wechsel aufs Rad mal angenehme Temperaturen. Die Schwimmstrecke ist dank Punkt zu Punkt mit der Neckarströmung (1,6km lt. Veranstalter) trotzdem sehr dankbar gewesen. Auf dem Rad ging es dann schon recht schnell zur Sache. Nach 1 km feinstem Asphalt ging es aufs Kopfsteinpflaster & direkt danach auf den 2-Rundenkurs hinauf zum Königsstuhl. Dank guter Übersetzung konnte ich eine recht hohe Trittfrequenz aufrechterhalten, sodass ich mich gut pacen & Kräfte für den Lauf aufsparen konnte. Die Abfahrt forderte allerdings mit teils >80km/h (lt. Strava sogar 90,9 in der Spitze) aber ebenfalls höchste Konzentration. In der 1. Runde wurde ich mal kurz von schattensuchenden Streckenposten + Polizei fehlgeleitet, was mir gefühlt eine Minute gekostet hat. Immerhin wusste ich dann in der 2. Rd wo ich lang fahren musste. Mit aktuell 5-6 Kg zu viel Fettmasse + einem „Panzer“ als Rennrad war ich zu schwer für diese Radstrecke (35km mit 900 Höhenmeter). So oft wurde ich glaube ich noch nie in einem Triathlon in der 2. Disziplin überholt. Spaß gemacht hats trotzdem. Nach dem 2. Wechsel ging es dann auf den 10km langen Laufkurs (Philosophenweg) mit knapp 200 Höhenmetern, die im Endeffekt komplett bis zum Wendepunkt gesammelt wurden. Dank gutem Körpergefühl konnte ich mich sehr gut pacen – auch wenn ich hierfür auch zu massig war. Die Laufstrecke war schön aber bergab wurde es so schnell, dass ich nicht viele Blicke nach rechts und links verschwenden konnte. Am Ende zeigte meine Aufzeichnung sogar eine neue 5km Bestzeit an. Etwas von den Strapazen gezeichnet aber glücklich lief ich dann auf der Neckarwiese über den Zielstrich.
Fazit: geiles Ding, nicht zwingend eine Strecke für meine Voraussetzungen, wenn ich wieder komme dann leichter!
Dickes Kompliment wenn ihr den Block bis hier hin gelesen habt. Mir ist es wirklich wichtig solche Erfahrungen mit euch zu teilen. Ich habe schon mehrfach positives Feedback bekommen, dass euch das für eure Vorhaben und sogar durch die ein oder andere schwierige Lebenssituation hilft. Das ist sowieso das schönste Kompliment, was ihr mir machen könnt.
Den nächsten Blog möchte ich auch wieder kürzer gestalten aber ohne inhaltliche Abstriche. Daher wird er wahrscheinlich nicht so lange auf sich warten lassen wie Dieser.
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